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Schluchsee Heimethus

Das Haus in Schluchsee ist schon etwas Besonderes. Es wirkt ein wenig wie eine Mischung aus Märchenhaus und einem verwunschenen Heimatmuseum. Schon beim Betreten des “Heimethus am Scheffelbach” lässt sich erahnen, hier gibt es mehr zu sehen als nur Geschichte. Hüterin des Heimethus ist Helga Reichenbach.

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Sie zählt zu den ganz wenigen Schwarzwälderinnen, die bis heute uralte Handwerkstradition lebt. Geschäftig sitzt sie unter dem Herrgottswinkel in der guten Stube am großen Tisch und ist mit gekonnten Nadelstichen dabei, Hausschuhe herzustellen. Nicht irgendwelche, sondern wohlgeformte Finken, wie die Hausschuhe im Schwarzwald heißen. Rings herum ist sie umgeben von Werkzeug, wie ich es noch nie gesehen habe. Helga Reichenbach benötigt es für die unterschiedlichsten Arbeiten. So wie früher. Darauf legt sie Wert.

Ein Blick in die weiteren Räume verrät, auf was Helga Reichenbach spezialisiert ist. In den Schränken und auf den Truhen und Tischen sind zahllose Trachten, Brautkronen, Schäppel und Käppchen zu sehen.

Trachten aus verschiedenen Regionen des Schwarzwaldes sowie dem Elsass vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt der Festtagsbekleidung, wie sie früher getragen wurde. An den Wänden zeigen alte, teils kolorierte Postkarten mit Trachtenträgern darauf, wie stolz die Schwarzwälderinnen ihre Trachten trugen. Keine Frage, das Heimethus ist – auch wenn die Räume Aussstellungsfläche für ihre Handwerksarbeiten sind – ein Museum.

Die Schluchseerin beherrscht eine Handwerkskunst, die auszusterben droht. Und tatsächlich, viele wie sie gibt es nicht mehr. Es mögen nicht einmal eine Handvoll sein, verteilt auf den ganzen Schwarzwald. “Es gibt nur noch wenige Frauen, die das machen”, antwortet sie auf meine Frage. Dabei nehme das Interesse an Trachten wieder stetig zu, stellt sie fest. Sie ist überzeugt, heutzutage gibt es mehr Trachtenträger als früher. Offenbar fänden viele junge Leute zu ihren Wurzeln zurück – und zeigen dies mit ihrer Tracht. Der Tag, an dem es keine Handwerkerinnen mehr wie sie gibt, sei absehbar.

Helga Reichenbach versteht sich in der Kunst, 158 Kopfbedeckungen zu 158 Trachten zu nähen und dies nach alten Vorlagen. Kein Wunder, wenn sie nicht nur von Trachtenträgern angefragt wird, sondern Aufträge ebenso von Museen wie dem Landesmuseum in Karlsruhe oder aus München sowie dem Elsass beauftragt wird. Erhält sie eine Anfrage, unterscheidet sie sehr genau, für wen der neue Schwarzwälder Bollenhut oder das Schäppel gemacht werden soll. “Ich muss wissen, für was die Tracht gebraucht wird. Für einen Missbrauch bin ich nicht zu haben”, sagt sie beherzt und merkt nach einer Weile an: “Für die Fasnet gibt es keine Schäppel.”

Helga Reichenbach ist eine Schwarzwälderin durch und durch. Sie liebt die Heimat und ist noch immer davon begeistert, wie die Altvorderen die kostbaren Festbekleidungen herstellten. Gerne erzählt sie von früher, wie die Frauen in der Stube mit unendlicher Geduld und einer Fingerfertigkeit, die seinesgleichen sucht, daran arbeiteten. Dabei stammt Helga Reichenbach gar nicht aus dem Hochschwarzwald, sondern ist in Grunern bei Staufen aufgewachsen. Auch die Mutter verstand sich in der Handwerkskunst so wie alle Frauen zuvor.

“Das Handwerk ist bei uns in der Familie schon seit 1704.” Als sie 17 Jahre alt war, ging sie ins Rathaus von Grunern und meldete sich kurzum ab. Fortan ging es in den Schwarzwald. “Ich wollte einfach nur zu den Bäumen.” Davon und von der Leidenschaft, Schwarzwälder Schäppel, Brautkronen, Stroharbeiten, Kränze und vieles mehr zu machen, berichtet sie gerne den Gästen, die zu ihr ins Heimethus finden. Natürlich auch von der Kappenmacherei, dem Kranzmachen und der Finkenmacherei. Sie beherrscht alle sieben Handwerke, die nie Ausbildungsberufe waren. Die Kunst wird ausschließlich durch Überlieferung weitergegeben.

Gerne und immer auf der Suche nach neuen alten Handwerkskünsten und Mustern durchstöbert sie Antikmärkte, um die Herstellungstechnik herauszufinden. Das ist sehr zeitaufwändig. Aufgeben gibt es für sie nicht. So wollte sie schon immer wissen, woher der Begriff Finken für die bäuerlichen Hausschuh herstammt. Eines Tages traf sie auf einen Kundigen, der ihr den Begriff erklärte. Der Finken ist nämlich vom lateinischen Wort “ficones” abgeleitet, was so viel wie warme, wollene Schuhe bedeutet. Die Wolle, die Helga Reichenbach für ihre Finken benutzt, stammen von einem Schäfer von der Schwäbischen Alb. Rentnerinnen waschen dort in einer alten Halle die Wolle, knüpfen und färben. Dabei werden ausschließlich natürliche Farben verwendet.

Wer etwas Zeit mibringt, dem werden Einblicke auf einen weiteren Stockwerk des alten Hauses gewährt. Dazu ruft sie allerdings Heinrich Kopp herbei. Der Schluchseer hat auf einer eigenen Etage ein kleines Heimatmuseum eingerichtet. Wenngleich sie nicht so recht den Begriff “Museum” mögen und eher von einer “Sammlung” sprechen, so zeigen die Räume doch mehr. Zahllose Exponate aus der Geschichte Schluchsees sind hier vertreten, darunter sogar eine uralte Schulbank mitsamt den damaligen Karten, Klassenbüchern und Fotos. In einem anderen Raum sind Gebrauchsgegenstände aus der Anfangszeit des vorigen Jahrhunderts zu bewundern. In einem Glasschrank hütet Heinrich Kopp der die Exponate zusammengetragen hat, alte Fotoapparate, wie sie damals die Urlauber, die “Sommerfrischler”, hierher nach Schluchsee brachten. Spielzeug, Puppenstuben und vielerlei andere weitere Kostbarkeiten lassen den Betrachter staunen und alte Erinnerungen wach werden.

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