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Schonach Schanzanlagen

Historische Schanzanlagen bei Schonach

Im August 1704, also vor genau 300 Jahren, nahm die englische Flotte während der spanischen Erbfolgekriege die schlecht verteidigte Festung Gibraltar ein. Seit jenen Tagen schwelt der Streit um die Affeninsel. Zur gleichen Zeit ließ “Türkenlouis” Markgraf Ludwig von Baden im Schwarzwald ein System von Schanzen bauen. Wolfgang Schyle ist den letzten verbliebenen Anlagen auf Schonacher Gemarkung auf der Spur.

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Wolfgang Schyle ist Kriminalbeamter und insofern schon von berufswegen mit einem besonderen Spürsinn ausgestattet. Und er beschäftigt sich in der Freizeit mit Landkarten sowie der Regionalgeschichte.

Auf der Suche nach merkwürdigen Einträgen in alten Karten findet er im Gelände, versteckt in den Wäldern, immer wieder historische Relikte aus längst vergessenen Zeiten, zum Beispiel die Schanzen des “Türkenlouis” Markgraf Ludwig von Baden. Sie sind ein Stück europäischer Geschichte. Obwohl sie dem Schutz unterliegen, weisen weder Schilder noch Erläuterungen darauf hin. Mehr noch: Sie sind dem Verfall preisgegeben.

Wolfgang Schyle hat alle Überbleibsel des einstigen Verteidigungswalles gefunden; zerstreut liegen sie am Rohrhardsberg abseits der einstigen Verbindungstraße von Schonach Richtung Rheinebene. Die Berggipfel und der Pass waren damals baumlos und bote eine grandiose Fernsicht; noch immer ist von hier aus die rund 70 Kilometer entfernte Hornisgrinde im Nordschwarzwald zu sehen.

Ein Blick in die Geschichtsbücher erklärt den Zusammenhang zwischen der heutigen Kronkolonie und den Schanzanlagen “auf dem Wald”. Im November 1700 starb mit König Karl II. der letzte Habsburger auf dem spanischen Thron. Er hinterließ keine Kinder. Alle europäischen Mächte waren an einer Neuordnung zu ihren Gunsten interessiert. Deutschland und Frankreich erhoben Erbansprüche, aber die Seemächte Holland und England konnten den Machtzuwachs nicht dulden und es kam zum spanischen Erbfolgekrieg. Der deutsche Kaiser ernannte den bewährten Feldherren Markgraf Ludwig von Baden zum Generalleutnant und damit zum höchsten Offizier seines Heeres.

Während ein englisches Korps unter Führung des kaiserlichen Feldmarschallleutnants Prinz Georg von Hessen-Darmstadt am 3. August 1704 die schlecht verteidigte Festung Gibraltar im Handstreich einnahm, entstanden zum Schutz der Rheinpfalz, des Rheintals und des Schwarzwaldes unter dem badischen Markgrafen drei riesige Verteidigungslinien gegen die Franzosen. Vier Jahre lang, von 1701 bis 1704, also vor genau 300 Jahren, wurden am Rohrhardsberg und am Rensberg Schanzanlagen gebaut. Wolfgang Schyle hat sich intensiv mit ihrer Geschichte beschäftigt, die offiziell vom schwäbischen Landsturm erstellt wurden. Tatsächlich aber dürften Taglöhner aus Schonach und vom Rohrhardsberg gegen einen kärglichen Lohn und bei schlechter Verpflegung eingesetzt worden sein. “Manche flüchteten ob der elenden Situation, wurden aber meistens wieder mit Gewalt zum Schanzplatz zurück geschleppt”, so Schyle.

Unterdessen hatte der kaiserliche Rat und Obervogt der vorderösterreichischen Herrschaft in Triberg, Franz Xaver Noblat, die Aufgabe, vier Rotten für die Anlagen abzustellen. So war eine 157 Mann umfassende Rotte in Furtwangen bestimmt, die sich aus 51 Schönwäldern und neun Rohrhardsbergern zusammensetzte. Die Rotte in Rohrbach bestand aus 82 Mann, davon 39 aus Schonach und 20 aus Gremmelsbach. Aus neun Mann bestand eine weitere in Gutach und aus 43 in Nußbach. Zusätzlich mussten Triberg 190 Mann und Rottweil 944 für die Besatzung Hornbergs stellen.

Die Größe der mit primitiven Mitteln gebauten Schanzen ist erstaunlich. Der quadratische Innenhof der beim Rohrhardsberger Fernmeldeturm liegenden Anlage misst an jeder Seite etwa 15 Meter. Eine weitere Redoute befindet sich am Fahrweg vom “Schänzlehof” in Richtung “Ochsenhöhe”. Diese Anlage ist im Gegensatz zu allen anderen nicht mit Erde und Strauchwerk errichtet, sondern aus massiven Felsblöcken gebaut. Östlich des Giger-Berges befindet sich etwa 15 Meter jenseits der ehemaligen Rohrhardsberger Gemarkungsgrenze auf Yacher Gebiet eine weitere Anlage; mit einem 100 Meter langen Schützengraben und Innenhofseiten von jeweils 20 Metern dürfte sie sogar die größte Schanze am Rohrhardsberg sein. Eine weitere und “gut versteckte Anlage” machte Schyle am Rensberg, oberhalb des Gasthauses “Karlstein”, aus.

Schyle bedauert, dass an den Kulturdenkmalen keine Informationstafeln angebracht werden. Dass es auch anders geht, beweist die Hirschlachschanze im benachbarten Oberprechtal, wo Ausflügler Erläuterungen über die einstige Bedeutung erfahren.

Anfahrt: Von Triberg/Schonach auf der L109 Richtung Elztal (Oberprechtal) fahren, ab “Gasthaus Wilhelmshöhe” (Passhöhe) geht´s kurvenreich ins Tal. In einer scharfen Rechtskurve liegt links ein Parkplatz, wenige Meter unterhalb führt eine geteerte, schmale Straße zum Rohrhardsberg. Nach wenigen Kilometern gelangt man auf einen Parkplatz (Wintersportzentrum). Von dort geht es zu Fuß auf der ehemaligen Landstraße Schonach/Rheintal. Gehzeit bis Fernmeldeturm ca. 1 Stunde.

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